Mythos Nummer 1: „Achtsamkeit gefährdet Ziele im Team, weil sie dazu anregt immer wieder zu prüfen, ob sich die Ziele noch stimmig anfühlen“
Gefährden wir Ziele im Team oder unsere gemeinsame Ausrichtung, wenn wir achtsam arbeiten und sie hinterfragen? Wir haben doch gelernt, dass gemeinsames Handeln im Team nur mit gemeinsamer Ausrichtung auf Ziele funktioniert.
Natürlich hilft uns Achtsamkeit von Moment zu Moment neu wahrzunehmen wie sich eine Stimmung im Team und wie es sich in uns anfühlt. Darum ist es wahrscheinlich, dass achtsame Menschen Ziele oder den Weg dorthin auch wach beobachten. Und ihre Achtsamkeitsübungen ihnen helfen Hürden zu benennen, ansprechen was für den Prozess hilfreich ist oder hinterfragen, ob das ursprünglich gesetzte Ziel noch zum aktuellen Kontext passt. Manchen kann dieses Hinterfragen im Team stören. Doch wo liegen die Potentiale der Achtsamkeit für Ziele im Team?
Klarer Blick auf die Sache
Achtsamkeit hilft Stress schnell zu erkennen und zu reduzieren. Und ohne Stress bleibt die Aufgabe sachlicher im Blick und wir können bewusst unsere Aufmerksamkeit auf das lenken was uns als Team hilft. Das heißt zum Beispiel, anstatt Zweifeln über die Zielerreichung einen Platz auf der inneren Bühne zu geben, die Zweifel nur wahrzunehmen, aber sie nicht durch Beschäftigung damit verstärken.
Lernziele on the way
Wenn wir achtsam arbeiten, sind wir unterwegs zu den Zielen besonders offen für Lernerfahrungen. Wir schauen nicht nur auf Ergebnisziele und freuen uns über erreichte Zustände (z.B. 100 Neukunden gewonnen), sondern achten auch auf Lernziele, die sonst im Autopiloten-Modus leicht untergehen. Das sorgt nicht nur für gute Stimmung und anhaltende Motivation, sondern hilft auch Teamprozesse robuster zu machen.
Weniger Wenn-Dann-Fallen
Besonders attraktiv wirkende Ziele oder großer Stress sorgen dafür, dass wir einer Ergebnis-Erwartung verfallen. Wenn wir das Ergebnis genau erreichen sind wir froh, sonst nicht (Wenn-Dann-Falle, mehr dazu im Buch Mindful Leader). Unsere Emotionen mit Blick auf das Ziel haben uns schon weniger im Griff, wenn wir klar kommunizieren was nice-to-haves sind. Wenn wir uns daran erinnern, dass sie unwahrscheinlich alle zu erreichen sind, hängen Emotionen im Team und die gute Stimmung nicht davon ab.
Misserfolg leichter wegstecken
So wie äußerlich die nice-to-haves gegen die Wenn-dann-Falle hilft, hilft innerlich Resilienz im Umgang mit Misserfolg. Oft begegnen wir Misserfolg kognitiv – mit Erklärungsversuchen, Rechtfertigung oder wir versuchen sofort etwas daraus zu lernen, um ja nicht wieder Misserfolg zu haben. Doch Misserfolg ist eine emotionale Erfahrung. Mit speziellen Achtsamkeitsübungen (Anleitung hier) können wir die Erfahrung schneller loslassen.
Der Mythos für nächste Woche lautet „Wer sich Zeit für Achtsamkeit im Job nimmt, ist egoistisch.“